Die Verantwortung für das eigene Handeln oder für das Handeln anderer zu tragen, kann sich als Last auf unser Leben legen. In manchen Situationen gelingt es besser, in anderen wieder nicht so gut, damit umzugehen. Oft fragt man sich lieber „Welche Konsequenz hat das für mein Leben oder das der anderen?“. Schnell verwirft man notwendige Entscheidungen, weil man die Konsequenzen nicht abschätzen kann oder eher kritisch einschätzt. In anderen Situationen wiederum entscheidet man aus „dem Bauch“ heraus und reflektiert erst danach, welche Wirkungen daraus entstanden sind.
Beim Angeln ist das vor allem in Bezug auf die Situation nach dem Fang eines Fisches so. Der Ausdruck dafür ist „Catch and Released“. Unter den Anglern und Naturfreunden wird dieses Thema sehr kontrovers diskutiert. Natürlich gibt es in Deutschland Vorschriften die festlegen, wie mit dem gefangenen Fisch umzugehen ist. Aber wie in vielen Belangen sind wir damit eine „Insel“ in Europa. Ich möchte diese philosophische Auseinandersetzung an dieser Stelle nicht weiter vertiefen. Sicher habe ich eine Meinung dazu. Vielmehr geht es mir hierbei um die Gemeinsamkeiten die es beim Angeln und im Management um das Thema „Entscheidungen treffen“ gibt.
Beim „Catch and Released“ geht es darum, über Leben und Tod des gefangen Fisches zu entscheiden. Ich kenne eine Reihe Angler, die es sich damit recht schwer tun. Andere hingegen können das wiederum nicht verstehen.
Hierbei geht es um Respekt vor der Kreatur und auch darum, eigene Bedürfnisse zugunsten anderer zurückzustellen.
Es kann also schön sein, einen leckeren Fisch vom Grill zu essen oder ihn aus seinen Händen gleitend, wieder schwimmen zu lassen. Wichtig ist, dass es meine Entscheidung ist, mit der ich nicht nur für den Moment ein gutes Gefühl verbinde. Ich weiß also, welchen Beitrag ich leisten kann eine Art zu erhalten oder ohne Reue ein eigenes Bedürfnis zu stillen.
Im Zweifelsfall entscheide ich mich für die Natur und mache mir damit eine Freude, auch wenn sie mich in diesem Moment nicht satt macht….
Im beruflichen Alltag erlebe ich eine Welt, die geprägt ist von Hierarchie Ebenen, Verwaltungsvorschriften, Policies, und anderen Regularien. Was meist fehlt ist eine Kultur, die eine Orientierung dafür bietet, welcher Entscheidungsspielraum für den einzelnen Mitarbeiter überhaupt existiert. Deshalb werden notwendige Entscheidungen vermieden, ausgesessen oder es wird sich auf die nächste „Entscheiderebene“ verlassen. Ein Beispiel dafür erlebte ich im Rahmen einer Vorstellungsrunde zu einem Workshop, in dem unter anderem der Handlungsspielraum der Bestellprozesse von Büromaterial entwickelt werden sollte. Ein Teilnehmer aus der Referentenebene sei seit vielen Jahren Vorsitzender eines Sportvereins und war in dieser Funktion für ein Vereinsbudget von über 300.000 EUR verantwortlich.
Und wir sollten nun zwei Tage zusammen daran arbeiten, um die Rahmenbedingungen zur Bestellung von Briefmarken und Bleistiften festzulegen, weil die Führungskräfte des Unternehmens das niemandem zutrauten…….
In der Natur spüren ich unmittelbar die Folgen des eigenen Handelns ohne „Netz und doppelten Boden“. Ich erlebe die Konsequenzen mit allen Sinnen. Ein Fehler in der Natur verursacht vielleicht Schmerzen, die mich aber daran erinnern alles zu vermeiden, um es in Zukunft nicht wieder zu erleben.
Nicht ganz so dramatisch ist es sicher, wenn ich feststelle, dass ich mich für die völlig falschen Köder entschieden habe. Wenn ich nicht alleine unterwegs bin kann ich mir ja bei meinem Angelfreund die richtigen borgen. Aber das hat dann auch wieder Konsequenzen, über die ich hier in Kürze in der Kategorie „Leidenschaft Angeln“ berichten werde.
Eine Entscheidung ist nach der Betrachtung aller Aspekte zum Zeitpunkt da sie getroffen wird, als grundsätzlich richtig zu bewerten!
Sicher schaut man auch im Nachhinein anders auf die Dinge. Es kann also befremdlich sein, die Konsequenzen einer Entscheidung zu erleben und in einer ungewohnten Umgebung damit zurechtzukommen. Lieber eine unpopuläre Entscheidung treffen, als eine zu wenig. Im Berufsalltag sollte daher auch nicht diskutiert werden wer die Schuld an der Entscheidung trägt, sondern, wie mit der Wirkung weiter umgegangen wird.
Beim Angeln schmeckt meistens auch allen der frische Fisch vom Grill, egal wer ihn gefangen hat……