Wo ist sie hin, die Romantik, die mit dem Angeln verbunden war?! Unmengen von Ausrüstungsgegenständen sollen dabei helfen, die immer scheuer werdenden Fische an den Haken zu bekommen. Kamen Echolote früher maximal im Norwegenurlaub zum Einsatz, sind sie heute ein etabliertes Instrument für viele Angler. Nichts soll mehr dem Zufall überlassen werden.
Der Blick unter die Wasseroberfläche soll den Erfolg am Wasser sichern helfen. Dank moderner Technologien gibt es diese Orientierungshilfen sogar in Verbindung mit mobilen Geräten für die Jackentasche. Quasi ein Navi zum Fisch. Leider auch mit denselben Folgen, wie ich immer öfter beobachte. Eigene Fähigkeiten werden zurückgestellt. Nur was mir die Monitore zeigen ist die Wirklichkeit. Mit dem Ergebnis, dass sich mehr und mehr darauf verlassen wird, was das Gerät mir vorhersagt. Kennen Sie das vielleicht auch aus Ihrem letzten Projekt? Unmengen von Zahlen und Inhalten werden heute in Projekten dokumentiert. Oft sind sie die einzige Grundlage für die Kommunikation zwischen den Beteiligten. Mit unterschiedlichen Folgen. Es gibt Statistiken die beschreiben, dass trotz dieser Fülle an unterstützenden Instrumenten viele Projekte nicht die Ergebnisse erzielen, die geplant waren. In einer meiner Projektmanagement Ausbildungen stieß ich vor Jahren auf die Aussage:
Projekte sind die strukturierteste Form Misserfolge zu organisieren!
Ich besitze seit Kurzem auch ein Echolot. Ja, der Gruppendruck war einfach zu groß. Aber ich konnte zumindest vorher schon Erfahrungen mit diesen Geräten sammeln und wusste daher, worauf ich mich einlasse.
Ein Echolot befreit nicht vom Mitdenken!
Und man muss das Gerät auch beherrschen. Also zwei Fähigkeiten, die auch im Projektalltag eine wichtige Rolle spielen.
Wenn Sie z.B. einen Tag lang im Demo-Modus des Echolotes über einen See fahren, dann werden Sie schon irgendwie stutzig, warum sich trotz reichhaltig angezeigtem Fischvorkommen, nichts an Ihren Ködern vergreift. Auch die sich ständig ändernden Tiefenanzeigen stören Sie weiter nicht, ist ja ein fremdes Gewässer mit vielleicht unruhigen Bodenstrukturen. Naja, ein Blick über die Bootskante im flachen Wasser hätte Sie schon stutzig machen können, warum Ihnen an der Stelle ca. 36 Meter Wassertiefe angezeigt werden. Aber vielleicht ist das Wasser ja so klar, dass Ihr Blick Sie nur täuscht. Es gehört also eine neue Verantwortung dazu, diese zusätzliche Technologie zu nutzen. So wird sicher ein lauender Hecht niemals angezeigt werden, weil nur Fische die in Bewegung sind ein Signal erzeugen. Es gehört eine gewisse Erfahrung dazu, die angezeigten Signale auch richtig zu interpretieren und den einzelnen Fischarten zu zuordnen. Und, auch wenn Sie vielleicht gar nichts angezeigt bekommen, es sind sicher Fische in dem See.
Ich habe viele Situationen erlebt, in der die „Tool-Gläubigkeit“ zu einer Reihe kritischer Situationen geführt hat. Und mit welchem Perfektionismus auch immer wieder an der Komplexität dieser Steuerungsinstrumente gearbeitet wird. Vor allem wenn von den Anwendern im Gebrauch die Möglichkeiten für Auswertungs- und Darstellungsvarianten transparent werden. Meist existiert am Anfang nur ein einfaches Tool, dass nach und nach „aufgebohrt“ wird, bis niemand mehr damit umgehen kann als einige wenige Experten. Keep it simple! Und wenn ich es richtig überlege habe ich in den letzten 30 Jahren auch ohne ein Echolot meine Fische gefangen, keine Ahnung wie ich das wohl angestellt habe …