In den Anfängen meines Blogs habe ich die Bedeutung der Kiste Bier beim Angeln aufgegriffen. Ein typisches Accessoire das mit dem Angeln stets in Verbindung gebracht wird. Genauso traditionell ist allerdings sicherlich auch, dass Angler oft ihren besten Kumpel mit dabeihaben wollen. Mir sind dafür schon die verrücktesten Konstellationen begegnet. Latsch und Bommel, Patt und Patterchon, Max und Moritz. Größere Trupps oder ganze Busse voll.
Gemeinsam geht es raus ans Wasser. Geselligkeit, ein wichtiger Wohlfühlfaktor beim Angeln. Mit Gleichgesinnten über „Gott und die Welt“ plaudern, dass ist Teil des Erlebnisses. Natürlich kann man auch gut alleine was unternehmen. Gemeinsam mit dem guten Freund ist es allerdings immer schöner.
Wir sind soziale Wesen und suchen den Austausch mit anderen, die Sicherheit der Gruppe und die Geselligkeit. Einen Drill mit dem Fisch seines Lebens zu riskieren ohne dass jemand dabei ist mit dem man dieses wunderbare Erlebnis teilen kann, eine Katastrophe. Abgesehen von dem Risiko das eine helfende Hand bei der Landung fehlen könnte ist die Tatsache, kein vernünftiges Erinnerungsbild schießen zu können, fast schon unerträglich. Außerdem hat man eigentlich immer was vergessen und ist froh, dass die Köder- und Ausrüstungskisten des Freundes zur Verfügung stehen, um eigene Schusseligkeiten auszugleichen. Der Inhalt ähnelt sich sowieso oft, weil man nicht nur gemeinsam Angeln, sondern auch einkaufen geht.
Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Aspekt ist die immerwährende „Wettkampfsituation“ zwischen den besten Kumpels. Jeder kennt die größten Fische des anderen, weil man bei den meisten Fängen mit dabei war. Also liegt bei jedem gemeinsamen Ausflug auch die grundsätzliche Möglichkeit in der Luft an die Leistung des anderen heranzukommen oder diese vielleicht sogar zu übertreffen. Dabei hat diese Art von „Leistungsmessung“ nichts mit dem üblichen Imponiergehabe zu tun. Vielmehr geht es darum die Freude des anderen zu teilen, sich zu ärgern wenn der Ausnahmebarsch wieder nur 1cm entfernt war und gemeinsam bei jedem Biss dem Moment entgegen zu fiebern, wenn sich der Fisch das erste Mal zeigt und man einschätzen kann, ob es diesmal geklappt hat oder nicht.
Die emotionalste Form des Ausfluges mit Freunden ist sicherlich die Ansitzangelei. Vielleicht sogar ein Nachtansitz. Gemeinsam legt man die Köder aus, richtet das Biwak ein, schichtet sich, wo erlaubt, ein Feuer auf und wartet auf den ersten Biss des Abends. Bis dahin kommt man vom „Hölzchen zum Stöckchen“. Beim Ansitz mit Freunden ist eher schon mal das Bier alle, als das die Gesprächsthemen ausgehen. Die Zeit zu genießen, zu klönen und Meinungen auszutauschen, das ist Gänsehaut-Feeling-pur! Solche Abende sollen eigentlich nie vergehen. Schön, wenn man vielleicht mehrere Tage miteinander verbringt und damit auch mehrere Abende. Nach derartigen Ausflügen habe ich immer die größten Probleme wieder in den Alltag einzusteigen.
Von Freunden zu lernen ist auch die angenehmste Art zu lernen. Einen Rat von einem guten Freund anzunehmen ist oftmals mehr wert als ihn vielleicht vom eigenen Partner zu bekommen. Keiner kennt mehr Geheimnisse von einem selbst. Niemand sonst bringt dieselbe Leidenschaft und Emotion für das gemeinsame Hobby mit, wie der beste Freund. Es schweißt einen zusammen, was man da am Wasser erlebt. Deshalb ist es auch oft kein Problem aus der Erfahrung des anderen zu schöpfen. Sei es nun in Bezug auf das Vorgehen am Wasser oder zum Rest des Lebens. Glaubwürdiger, neutraler und emphatischer geht nicht. Da wechselt schon mal der Erfolgsköder den Besitzer, mit der Hoffnung verbunden, er bringt dem anderen ebensolches Glück wie dem ehemaligen Besitzer. Eine ehrlichere Meinung über ein Ausrüstungsteil kann kein Teamangler dieser Welt äußern, als der Mensch an der Seite seines eigenen Rutenhalters. Und auch in beruflichen oder privaten Fragen liefert der einem nahestehende Angelfreund oft tiefgründigere Antworten, als Psychologen oder Lebensberater.
Sicher treffe ich auf meine Touren ans Wasser auch den klassischen Diogenes, ich selbst bin oft genug auch allein unterwegs. Angelfreunde wachsen ja auch nicht im Schilfgras oder so. Sie sind allerdings wie das Salz in der Suppe. Ohne sie ist es einfach nur fad….
Ende