Skandinavien bietet sicherlich für jeden Naturliebhaber ausreichend Möglichkeiten seiner Leidenschaft nachzukommen. Im Speziellen ist sicherlich Schweden ein besonderer Hotspot für Outdoorfreunde. Neben Kanufahrten auf Seen und unendlichen Flüssen, Trekkingtouren in weiten Waldlandschaften, ist natürlich der Hechtbestand schon immer ein Grund für viele Angler nach Schweden zu reisen.
Meine Rauszeit-Reise führte mich in die Schärengebiete im Süden. Die zerklüfteten fjordartigen Küstenstreifen sind für ihre großen Hechte bekannt. Natürlich war mein Kajak mit dabei. Wie oft hatte ich mir im Winter die Videos von spektakulären Angelfahrten in den schwedischen Schären angesehen. Das wollte ich unbedingt auch erleben.
Natürlich wählte ich die Überlandroute von Fehmarn über die Öresundbrücke nach Malmö und dann die Küstenstraße entlang. Meine Angelfreunde wollte ich in Mörrum treffen. Die Stadt, durch die der berühmte Lachsfluss fließt.
Da ich doch einiges an Ausrüstung dabei hatte, konnte ich nur alleine fahren. Das kann schon ganz schön anstrengend werden. Acht Stunden Autofahrt und keine Unterhaltung! Naja, unterwegs gab es so viel zu sehen, dass die Zeit wie im Flug verging. Vorbei an Kopenhagen ging es dann über die Öresundbrücke. Ein Erlebnis der besonderen Art. Aber bevor es auf die Brücke ging, führte die Straße erst einmal in einen langen Tunnel. Leider war es an dem Morgen meiner Überfahrt auch etwas neblig, so dass ich gar nicht viel sehen konnte. Trotzdem war es schon ein Erlebnis über die offene See zu fahren.
An Malmö vorbei war ich dann bald auch in Mörrum. Direkt im Stadtzentrum befindet sich der Lachshotspot schlecht hin. Etwas enttäuschend war nur, dass rund um das Flussufer eine Art Freizeitpark angelegt wurde. Vom Restaurant, über einen Supermarkt und natürlich ein Fliegenshop war alles vom Feinsten ausgebaut. Etliche Schaulistige beobachteten wie wir die Fliegenfischer von gemütlichen Bänken aus bei ihrem Treiben. Familien spazierten auf den gut ausgebauten Uferwegen und ein junger Papa war mit Kinderwagen und Zweihandhandrute unterwegs und nutzte die Schlafpausen seines Nachwuchses für ein paar Würfe vom Weg aus. Unglaublich. Zu unserer Überraschung trafen wir mit Uwe Rieder und Christof Menz auch gleich zwei bekannte Gesichter der Fliegenfischer Szene vor Ort. Offensichtlich begleiteten Sie einen Gast bei seiner Jagd auf den König der Flüsse. Natürlich dauerte es auch nicht lange bis wir dann auch Zeuge eines atemberaubenden Lachsdrills wurden. Das war ja schon mal ein Auftakt nach Maß für unseren Ausflug.
Das Camp in dem wir untergebracht waren lag unweit des Wassers. Mit gut ausgestatteten Booten konnten wir die ersten Tage die Schären rund um die vielen Inseln erkunden. Leider war die Natur ca. 2 Monate hinter dem normalen „Fahrplan“ hinterher. Wir erfuhren, dass die Buchten bis vor einigen Wochen noch zugefroren waren. Kaum zu glauben bei dem herrlichen Sonnenschein den wir jetzt erlebten. Das bedeutet aber auch, die Hechte waren von der Laichzeit noch nicht ganz erholt. Wir wollten doch die großen Freiwasser Hecht Damen an unsere Köder locken. So mussten wir nun in teilweise Knie tiefem Wasser nach ihnen suchen.
Ausgestattet mit allem was der Ködermarkt derzeit hergibt, verteilten wir uns auf drei Booten in dem Revier. Wieder und wieder flogen Köder, beinahe so groß wie der Zielfisch selbst, in Richtung der ausgedehnten Schilfkanten. Eins um andere Mal kurbelten wir fleißig und in unterschiedlichen Geschwindigkeiten diese Lockmittel wieder zu uns zurück. Aber statt sich hungrig und kampfeslustig darauf zu stürzen, folgten die Hechte unseren Angeboten nur neugierig. Nachläufer, der Albtraum jedes Raubfischanglers. Man kann einen Fisch im Drill verlieren, kurze Anfasser verkraften und vielleicht auch davon ausgehen, dass die Fische nicht in Beißlaune sind. Aber einem Fisch hinterherzusehen, wie er kurz vor dem Boot wieder von dannen zieht, dass ist Höchststrafe. Leider wiederholte sich dieses „Schauspiel“ bei jeder der Bootsbesatzungen etliche Male. Schlimmer noch. An manchen Stellen zogen die Hechte in Schwärmen seelenruhig unter dem Boot vorbei oder standen gut sichtbar auf dem Grund, ohne sich zu rühren.
Die Hechte, die sich dann an den Ködern verfingen, waren darüber selbst überrascht. Die Attacken gegen die Köder galten eher Revierfeinden, als das sie wirklich in Fresslaune gewesen wären. Die Buchten, in denen wir die Fische fanden, zwangen uns dazu, flach laufende Köder einzusetzen. Natürlich waren gerade diese Art Köder eher Mangelware. Wir wollten ja eigentlich tief angeln. Aber das Leben bestraft den am härtesten, der am straffesten plant.
Meine großen Hoffnungen ruhten nun auf den folgenden Tagen, an denen ich mit dem Kajak die Schären erobern wollte.
Das herrliche Wetter hielt an. Kaum Wind, gut Voraussetzungen um mit dem Kajak hinaus zu fahren. Und es sollten wirklich unvergessene Ausfahrten werden. Die unmittelbare Nähe zum Wasser, die Kraft des Gegenwindes. Gemeinsam mit einem Angelfreund erkundeten wir die Schärenbuchten, die wir die Tage zuvor noch nicht angefahren sind. Mittendrin statt nur dabei. So nah an die Schilfkanten, über flache Stellen hinweg, so ein Kajak ist eine großartige Möglichkeit ein Angelrevier mit allen Sinnen zu erleben. Kein knatternder Motor stört die Ruhe, leichte Driften ermöglichen wirklich jeden Bereich einer Bucht zu erreichen.
Leider änderte sich am Verhalten der Hechte auch in den kommenden Tagen nicht wirklich viel. Auch vom Kajak aus löste sich die Zähigkeit des Angelns nicht. Am Ende der Reise hatten wir in der Gruppe so viele Hechte fangen können, wie man uns vorher noch als Tagespotenzial je Boot in Aussicht gestellt hatte.
Dieses Land, dieses Revier und die Erlebnisse vor allem vom Kajak aus, bleiben unvergessen. Es war erst meine zweite Reise nach Schweden, aber es wird sicherlich nicht meine letzte gewesen sein.
In diesem Sinne halte ich es wie die REVOLVERHELDEN:
Wir liebten das Leben, den Sommer in Schweden
Die Welt hing an Fäden und alles war leicht
Und so klar, so wie es war.
Wir liebten das Leben, den Sommer in Schweden….